Offener Austausch mit MdB Peggy Schierenbeck
21.06.2024 // Auf Initiative der SPD-Bundestagsabgeordneten Peggy Schierenbeck fand am vergangenen Mittwoch ein Austausch zwischen ASB-Geschäftsführer Jens Sewohl, Bürgermeisterin Anne Wasner und Schierenbeck selbst statt. Der Hintergrund des Treffens: Peggy Schierenbeck wollte sich aus erster Hand über den ASB-Kreisverband, sein Engagement und die Themen informieren, die unter den Nägeln brennen. Gesprochen wurde unter anderem über die allgemeine Abnahme der Resilienz in der Bevölkerung, das Programm „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH)“, das Gesundheitssicherstellungsgesetz, die ASB-Forderung nach einer geregelten Helferfreistellung im Katastrophenfall und den ASB-Wünschewagen.
Wichtige Lücke geschlossen
Anne Wasner betonte zu Beginn, dass die Samtgemeinde sehr froh sei, dass der ASB vor Ort ist. „Es ist ein Zugewinn für Hoya und die Bevölkerung und mit der Tagespflege für Senioren sei eine wichtige Lücke geschlossen worden“, sagte sie.
Aus der Beschreibung der Tagespflege von Jens Sewohl war die Leidenschaft des ASB für dieses Angebot deutlich herauszuhören. Peggy Schierenbeck freute sich besonders darüber, dass die Samariter „..die schöne und respektvolle Formulierung Gast oder Kunde…“ für Ihre Tagesgäste verwenden.
Zunahme von „Bagatell-Notfällen“ – Abnahme der Resilienz
Beim anschließenden Dialog über die vergangene sowie die 2025 anstehende Rettungsdienstausschreibung im Landkreis Nienburg stellte Peggy Schierenbeck die Sinnhaftigkeit einer erneuten Ausschreibung nach bereits 10 Jahren in Frage. Jens Sewohl skizzierte die Schwierigkeiten, die eine Ausschreibung für Bewerber mit sich bringt. „Wir müssen bei der Abgabe unseres Angebots zum Beispiel Kraftstoffpreise oder auch eine Umstellung auf Rettungswagen mit Elektroantrieb in die Zukunft kalkulieren, weil wir dann einer vermutlich erneut langjährigen Preisbindung unterliegen“, so Sewohl. Unvorhersehbare Ereignisse, wie zum Beispiel die Pandemie oder die gesetzliche Verankerung der Notfallsanitäterausbildung (NFS-Ausbildung), habe man im letzten Verfahren nicht berücksichtigen können, so Sewohl. Wobei er betonte, dass die Umsetzung des Notfallsanitätergesetzes eine richtige und wichtige Entscheidung war und die beschriebenen rechnerischen Schwierigkeiten sich letztlich für jeden Unternehmer ergäben, der an einer Ausschreibung teilnimmt.
Peggy Schierenbeck äußerte die Überlegung, ob Rettungswagen von der Verordnung über die CO2-Emissionsfreiheit ausgenommen werden müssten.
Jens Sewohl bestätigte die Annahme von Peggy Schierenbeck, dass man im Rettungsdienst eine Zunahme von Einsätzen spüre, wobei insbesondere die so genannten „Bagatellnotfälle“ deutlich mehr werden. Hierbei handelt es sich um NICHT-lebensbedrohliche Situationen. „Wir haben immer weniger Mehrgenerationenhäuser und damit geht die Wissensweitergabe über die Generationen hinweg verloren, was letztlich zur Abnahme der Resilienz in der Bevölkerung führt“, erklärte er sich die Entwicklung. Bei der Fortbildung seines Rettungsdienst-Team setzt Sewohl daher bereits auf die Schulung der Mitarbeitenden in der Resilienzberatung, weil er vermutet, dass diese Aufgabe in den nächsten Jahren noch an Bedeutung zunehmen werde. „Es fehlen hier neue ressourcenverträgliche Strukturen, auch wenn ich selbst keine Lösung parat habe“, so der Geschäftsführer.
Lob und Kritik
Als einen guten Ansatz beschrieb Jens Sewohl das erfolgreiche und vom Bund geförderte Programm „Erste Hilfe mit Selbstschutzinhalten (EHSH)“. Er beanstandete jedoch, dass die zur Verfügung gestellten Mittel nicht ausreichend hinterlegt wurden. „Wir können uns vor Anfragen nicht retten, es fehlt aber das Geld“, so Sewohl. Leider sind die Haushaltsmittel diesbezüglich in den Folgejahren auch nicht wesentlich aufgestockt worden.
Ebenso kritisierte er die aktuellen Pläne in den bisherigen Entwürfen zum Gesundheitssicherstellungsgesetz. Wenn im Verteidigungsfall Pflegekräfte zur Versorgung von Soldatinnen und Soldaten abberufen werden, fehlten diese für ihre alltäglichen Aufgaben fehlen und vor allem gäbe es bereits ein Projekt, das diesen Bedarf decken soll. Das Bundesministerium des Innern hat mit den Hilfsorganisationen bereits ein Konzept für ein niedrigschwelliges Angebot erarbeitet. Dieses ist jedoch noch nicht mit finanziellen Mitteln hinterlegt und daher noch nicht gestartet.
Lob gab es von Sewohl zum „Ad-hoc-Paket für den Katastrophenschutz in Niedersachsen“, dass für die Jahre 2022 bis 2024 verabschiedet wurde und mit dem der ASB-Landesverband Niedersachsen die Helferausbildung und -weiterqualifizierung schon erheblich habe ausbauen können.
„Ergänzend müsse aber noch dringend eine bundesweit einheitliche Helferfreistellung verankert werden, damit der Einsatz der überwiegend ehrenamtlichen Helfenden in den ankannten Hilfsorganisationen unbürokratischer werde“, forderte der ASB-Geschäftsführer.
Der Wünschewagen geht ans Herz
Am Ende des Gesprächs beschrieb Jens Sewohl das spendenfinanzierte Herzensprojekt des ASB: Den Wünschewagen, der sterbenskranken Menschen einen letzten Wunsch erfüllt, und stieß damit auf großes Lob der Anwesenden.
Gutes Gespräch
Peggy Schierenbeck zeigte sich sehr dankbar für den offenen Austausch und versprach, die angesprochenen Knackpunkte mit nach Berlin zu nehmen und an den passenden Stellen zu platzieren.
Nach einem Rundgang durch die Rettungswache und die Tagespflege sagte Jens Sewohl abschließend: „Wir freuen uns über das Interesse und die Anerkennung, die wir durch den Besuch von Peggy Schierenbeck erfahren haben und hoffen, dass der Austausch positive Effekte haben wird.
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